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HD - Erkrankung

Wir haben uns entschlossen, nun endlich nicht mehr nur zu reden, sondern zu handeln. Die Hovawarte-Züchter beweisen, daß es einen gangbaren Weg gibt, die HD-Erkrankung in den Griff zu bekommen!

Wir versuchen unsere Käufer zu überzeugen, ihre Dogge im Alter von 16 bis 18 Monaten HD-Röntgen zu lassen. Nur durch diese Unterstützung ist es uns möglich, den Beweis anzutreten, dass die HD-Erkrankung, die ja nachweislich vererbbar ist, zurückgedrängt werden kann, wenn nicht mehr mit dem HD-Grad 2 (C) gezüchtet wird, sondern ausschließlich Tiere miteinander verpaart werden, welche HD 0 bzw. HD 1 (A) aufweisen !

Wir hoffen damit langfristig zu erreichen, dass im DDC nur noch mit Tieren gezüchtet wird, die maximal HD 1 (A)haben. Wir würden uns über Ihre Meinung, die Sie gern in unserem Gästebuch äußern können, freuen und vielleicht folgen sogar andere Züchter, denen die Gesundheit und Langlebigkeit der Deutschen Doggen am Herzen liegt, unserem Beispiel!

Leider hat unsere Erfahrung nun gezeigt, dass Käufer, die einen Hund von uns zur Liebhaberei erworben haben, nicht die Notwendigkeit einer HD-Röntgenuntersuchung einsehen. In der Regel befürchten diese Doggenhalter Gesundheitsschädigungen für ihre Lieblinge! Eine gerichtliche Durchsetzung, der eigentlich im Kaufvertrag vereinbarten Verpflichtung zur Röntgenuntersuchung kann man kaum veranlassen!

Leider gibt es noch viel zu viele Züchter, welche das Problem "HD" absichtlich negieren und herunterspielen! Vor allem werden Argumente gesucht um zu beweisen, daß HD keine Erbkrankheit sei, sondern vornehmlich durch falsche Aufzucht, falsche Fütterung und Haltung hervorgerufen wird! Diesen "Züchtern" lege ich nahe, den Beitrag der namhaften Experten auf diesem Spezialgebiet - Prof. Dr. Ottmar Distl und Dr. Bernd Tellheim - erschienen in "Der Hund" 7/2003 zu lesen, aus dem unmißverständlich hervorgeht, daß es sich bei der HD um eine erblich bedingte Erkrankung handelt!

Deshalb legen wir bei der Auswahl unserer Zuchttiere allergrößten Wert auf HD-Freiheit und verpaaren nur Tiere miteinander, die maximal HD B aufweisen. Bis auf "Zastin" waren und sind in unserem Zwinger zur Zucht eingesetzte Hündinnen HD-frei, was natürlich nicht ausschließt, dass wir auch mit einer Hündin, die HD B hätte, züchten würden!

Nachfolgende Ausführungen tragen zum besseren Verständnis der Notwendigkeit der Bekämpfung der HD bei und sollten gelesen werden!

Gedanken zur züchterischen Bekämpfung der Hüftgelenksdysplasie (HD)
in der Population der Deutschen Dogge

Dr. Friedmar Krautwurst

Artikel zur Zuchtwertschätzung

Die Hüftgelenksdysplasie (HD) als genetisch beeinflusstes und durch Umweltfaktoren modifizierbares Merkmal kann in starkem Maße den Gebrauchswert und somit auch den Zuchtwert des Hundes beeinflussen. Es wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass die HD bei allen Hunderassen, einschließlich bei Mischlingen, vorkommt. Allerdings wurden hinsichtlich Verbreitung der Krankheit bei den einzelnen Rassen wesentliche Unterschiede ermittelt.

Der Grad des Dysplasiebefalls in der betreffenden Rassepopulation ist dann schließlich von Bedeutung für die Art und Weise der zuchtlenkenden Maßnahmen zur Eliminierung der Krankheit. Bei einem hohen Anteil von Merkmals- bzw. Anlageträgern würde deren rigoroser Zuchtausschluss nicht nur die Zuchtbasis der Rasse stark verringern, sondern mit der dadurch zwangsläufig entstandenen Einengung des Genpool auch anderen Erbkrankheiten Vorschub geleistet.

Die Deutsche Dogge gehört gegenwärtig im Rahmen des VDH zu den Rassen, bei denen noch Tiere mit leichter HD zur Zucht zugelassen werden, neuerdings mit der Einschränkung, dass Partner mit HD-leicht nicht untereinander verpaart werden dürfen. Es muss demnach angenommen werden, dass eine relativ hohe HD-Frequenz vorliegt, die eine Zucht mit nur merkmalsfreien Tieren aus oben genannten Gründen noch nicht rechtfertigt.

Verfolgt man das Geschehen auf Zuchtzulassungsveranstaltungen, kommen gegenüber dieser Annahme doch hin und wieder echte Zweifel auf. So sind die Körmeister angehalten, auch HD-freie Doggen, die in ihrer Gesamtkondition dem Rassetyp vorzüglich entsprechen, von der Zucht auszuschließen, falls diese definierte, kleine optische oder auch äußerlich nicht sichtbare Fehler aufweisen. Dadurch kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass derartige, durch Zuchtlenkung relativ leicht zu beseitigende Abweichungen von den Wunschvorstellungen des Rassebildes größere Bedeutung beigemessen wird, als der Gesundheit und Leistungsfähigkeit in der Population. Weiterhin zwingt sich der Gedanke auf, wenn auf so wertvolle, nicht HD-belastete Hunde in der Zucht verzichtet werden kann, dürfte der HD-Befall der Rassepopulation niedrig genug sein, um nur mit merkmalsfreien Tieren zu züchten.

Es bleibt jedoch immer zu bedenken, dass die genauer Ermittlung des Grades des Dysplasiebefalls ein gewisses Problem darstellt, indem die Auswertung der Ergebnisse langjähriger Röntgenuntersuchungen einschließlich Vergleiche mit anderen Rassen in ihrer biostatistischen Wertung mit Vorbehalten angesehen werden müssen.

Dies begründet sich aus der Tatsache, dass bei weitem nicht alle Tiere einer HD-Röntgenuntersuchung zugeführt werden. Des weiteren sind viele Züchter nur an einem für die Zucht zugelassenen Ergebnis interessiert. Röntgenaufnahmen mit offensichtlicher HD werden dann gar nicht erst zur Begutachtung eingesandt. In Kenntnis dieser und noch weiterer Vorbehalte sollen nachfolgend an Beispielen ermittelte HD-Befallsraten zwischen den Rassen und im Speziellen für die Deutsche Dogge beschrieben werden.

In einer schweizer Studie schwankt nach Flückinger, zitiert von Linnmann (1998), die Häufigkeit der HD zwischen 7% beim Siberian Husky und 69% beim Gordon Setter. Ebenfalls Kinnmann (1998) stellt Tabellen von Corley 1992 vor, deren Aussagefähigkeit doch als recht akzeptabel angesehen werden dürften. Von 87 ausgewerteten Rassen sind pro Rasse wenigstens 100 auf HD geröntgte Vertreter die Grundlage, alle untersuchten Hunde waren mindestens 24 Monate alt, die Ergebnisse werden von 318.935 HD-Röntgenuntersuchungen ausgewiesen. Alle diese 87 in den USA und Kanada ausgewerteten Rassen sind nach HD-Befallshäufigkeit und zusätzlich nach HD-Grad geordnet.

Die Befallsrate variiert zwischen 48,1% beim Bernhardiner und 1,8% beim Barsoi, was einer Spannweiter von 46,3% entspricht.

Die Deutsche Dogge ist in dieser Auswertung mit einer beachtlichen Anzahl von 3.824 Tieren beteiligt, ihre Befallsrate liegt in einem außergewöhnlich günstigen Rahmen von nur 13,7%. Nach Schweregraden wurden 9,8% HD-leicht, 3,4% HD-mittel und 0,5% HD-schwer ausgewiesen. Grenzfälle zwischen HD-frei und leicht betrugen nur 1,5%.

In deutschen Auswertungen liegt die HD-Befallsrate (leicht - schwer) wesentlich höher. Nach Veröffentlichungen im Almanach des DDC von 1989/90 ist einer Auswertung der Jahre 1973 bis 1990 mit 7.906 Befunden eine durchschnittliche Befallsquote von 38,97% zu entnehmen.

Verfolgt man die Auswertung sechs Jahre später in den Zuchtbüchern des DDC von 1997 bis 1999 so wird für 1.141 Befunde erstaunlicher Weise im Mittel (für leicht bis schwer) nur noch eine Befallsquote von 18,76% ausgewiesen. Dieser enorme kurzfristige Befallsrückgang ist vom Verfasser nicht nachvollziehbar, da folgende Erkenntnis zu bedenken bleicht:

Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei der gegenwärtigen Massenselektion nach phänotypischer Bewertung des Einzeltieres anhand des Röntgenbildes sich der Selektionserfolg nur langsam einstellt und auch nur zu einem gewissen Grad wirksam ist. Diese Meinung begründet sich u.a. dadurch, dass viele Merkmale, Eigenschaften und Erb-Umwelkrankheiten, wie auch die HD, nicht nur von einer Erbanlage allein (monogen) im mendelschen Erbgang ausgelöst werden, sondern einem polygenen Vererbungsmodus unterliegen.

An der Ausprägung der HD sind demnach eine Vielzahl von Genen beteiligt. Erst wenn ein bestimmtes Mindestquantum an Anlagen, der so genannten Schwellenwert, erreicht ist, kommt es zur Merkmalsbildung der Krankheit und ihrer röntgenologischen Nachweisführung. Obwohl das Anliegen des Verfassers hier nur eine genetische Betrachtungsweise sein soll, darf die Möglichkeit der Verhinderung phänotypischer Ausprägung von Defektgenen durch günstige Umweltfaktoren nicht unerwähnt bleiben (optimale Gewichtsentwicklung, altersgerechte Bewegung während des Wachstums u.a.m.).

Der polygen determinierte Vererbungsmodus und die maskierenden Einflüsse der Umwelt sind auch die Ursache, dass nach merkmalsfreien Eltern HD-belastete Nachkommen auftreten können. Die Anlagen (Defektgene) der merkmalsfreien Elterntiere belaufen sich dann quantitativ unter dem die Krankheit auslösenden Schwellenwert. Im Zusammenhang mit den Vorgängen während der Befruchtung und der Geschlechtszellenbildung kann bei den Nachkommen der die Krankheit auslösende Schwellenwert erreicht bzw. überschritten werden und dann die Merkmalsbildung der HD wieder erfolgen.

Diese Erkenntnisse fordern für die züchterische Bekämpfung der HD in ihrer Endkonsequenz den Zuchtausschluss von Anlageträgern auch innerhalb der merkmalsfreien Tiere. Das bedeutet konkret, dass nach der phänotypischen Beurteilung der Röntgenaufnahme, wenn es der Grad des Dysplasiebefalls der Rasse erlaubt, zusätzlich die Bewertung und Selektion der HD-freien Zuchttiere nach ihrem Genotyp bezüglich Anlagenfreiheit vorgenommen wird.

Zur Schätzung dieser HD-Anlagenfreiheit bedient man sich dem populationsgenetischen Verfahren der Zuchtwertschätzung des Zuchttieres.

Der Zuchtwert ist ein Maß für die genetische Qualität des Tieres. Er bringt zum Ausdruck, um wie viel die Nachkommen in Bezug auf das betreffende Merkmal besser oder schlechter sein werden als das Mittel der Population. Mit der gegenwärtigen, nur phänotypischen Beurteilung der Zuchttiere bzw. ihrer Merkmale wird definiert, wie sie sind, auf ihren Zuchtwert geschätzte hingegen kommt zum Ausdruck mit welcher Wahrscheinlichkeit sie die betreffenden Merkmale vererben werden. Die genetische Qualität der Merkmale und Eigenschaften ist allerdings nicht unmittelbar messbar, man ist auf Informationen aus dem verwandtschaftlichen Umfeld des Probanden angewiesen.

Nach dem gegenwärtigen Stand der HD-Zuchtwertschätzung wird unter Einbeziehung möglichst aller geröntgten Verwandten: Vorfahren, Geschwister, Nachkommen - eine so genannte Zuchtwertzahl errechnet, sie bringt die erbliche Belastung des merkmalsfreien Probanden zum Ausdruck. Eine hohe Zahl bedeutet eine hohe genetische Belastung und eine niedrige umgekehrt. Für diese Zuchtwertzahl wird bei einer Standardabweichung von +/- 10 Punkten als Mittelwert 100 gesetzt (Beuing 1993). Die Errechnung ist nicht unkompliziert aber durch die gegenwärtig ausgereifte Computertechnik gesichert lösbar. Eine bekannte Berechnung ist die nach dem so genannten BLUP-Verfahren (Best Linear Unbiased Prediction) zu deutsch - beste lineare unparteiische Vorhersage.

Zuchttiere, die aufgrund ihres Eigenbefundes die Zuchtvoraussetzungen erfüllen, dürfen dann in Verpaarung nur so eingesetzt werden, dass der erartete Genotyp bzw. Zuchtwert der Nachkommen einen bestimmten Grenzwert nicht überschreitet. Den Erwartungswert für seine zukünftigen Welpen kann der Züchter dann selbst errechnen, indem er den Durchschnitt der Zuchtwertzahlen beider Paarungspartner bildet = (Rüdenwert + Hündinnenwert) : 2.

Bedeutsam ist weiterhin, dass die Zuchtwertzahlen keine Konstante darstellen, sondern ständig, wenn neue Informationen über den HD-Status von Verwandten in diese Zahlen einfließen, aktualisiert werden. Dadurch wird der geschätzte Zuchtwert des Probanden dem tatsächlichen immer weiter angenähert. Gleichzeitig kommt zum Ausdruck, dass HD-freie Tiere nicht einfach aus der Zucht ausgeschlossen werden, wenn sie sich über ihre Nachkommen als Anlageträger erweisen, diesbezügliches Kriterium ist dann ihre Zuchtwertzahl.

Diese Betrachtungsweise zur Notwendigkeit der Zuchtwertschätzung kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. So wurde u.a. keine Aussage zur Bedeutung der Schätzung des Erblichkeitsgrades (Heritabilität) für die Population getroffen. Die umweltbedingte Komponente kann bei der Ausbildung der HD in ihrer Art und Weise sehr vielseitige und auch unterschiedlich modifizierend beeinflussen. Eine erläuternde Darstellung der Heritabilitätsermittlung für die Population kann deshalb im Rahmen dieses Artikels nicht erfolgen.

Für die züchterische Bekämpfung der HD ist der genetisch bedingte Anteil von Bedeutung und dieser lässt sich wahrscheinlich gegenwärtig mit Hilfe von Zuchtwertschätzungsverfahren am sichersten ermitteln. Wie wir feststellen konnten ist ein phänotypisch gesunder (HD-freier) Hund keine Garantie dafür, dass seine Nachzucht ebenfalls gesund ist. Der vorliegende Vererbungsmodus führt dazu, dass die Nachkommen der Zuchttiere in ihren Merkmalen unvorhersagbar anders sein können.

Zusammenfassend erhebt sich die Frage, ob es nicht auch für die Deutsche Dogge an der Zeit ist, die auf den Phänotyp ausgerichteten Zuchtvoraussetzungen dahingehend zu erweitern, dass wesentliche Merkmale im Genotyp eingeschätzt werden können, d.h. die Einführung einer Zuchtwertschätzung. In einem Ergebnisvermerk zur Beratung der Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht über Selektion gegen HD bei Hunden am 29.3.2001 in Bonn kommt zum Ausdruck, dass bereits etwa 20 VDH-Zuchtvereine eine Zuchtwertschätzung für HD vornehmen lassen. Der Rasserzuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. hat durch konsequente Einhaltung seines modellhaften Zuchtprogramms erreicht, dass die Hovawart-Zuchtpopulation nunmehr weitgehend HD-frei ist.